Tory Vazquez, James Hannaham, Scott Shepherd, Rinne Groff. Photo by Clemens Scharre
- Performing Arts Journal May 1998
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- de Volkskrant May 25, 1998
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- Le Soir May 25, 1998
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- Performing Arts Journal November 1997
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- Salzburger Nachrichten August 13, 1997
Das Schwer Machbare Leichtfüßige
Acht Personen suchen ein Stück: Der herrliche »Elevator Repair Service« in Salzburg
von Mario Jandrokovic
Wie war das jetzt mit der Geschichte? Junger Mann, Arzt, trifft junge Frau: er ein Schlendrian, sie überpenibel, auf peinlich linkische Weise um intellektuelle Tiefgründigkeit bemüht und umgeben von einer Familie, für die »schrullig« bloß ein Hilfsausdruck wäre. Nach einer Reihe von Verwirrungen rund um eine frühreife Schwester, eine verrückte Mutter, um Sex, einen revolverschwingenden Homeboy, eine seltsame Magenkrankheit und einen nicht minder seltsamen Literatenzirkel kommt es schlußendlich doch zu so etwas wie einem Happy End. Dies hatte eigentlich schon ausgereicht, um jenen Stoff, aus dem die Träume der Soap Operas gemacht sind, in eine Mischung aus absurdem Theater und leichtfüßiger Comedy zu transformieren, doch bei der Aufführung »Cab Legs« der New Yorker Truppe »Elevator Repair Service« am Sonntag und Montag im Theater »Metropolis« kam es noch weit besser.
»Was war zuerst da, die Schwerkraft oder die Katholiken?« Die sieben Protagonisten verfingen sich immer wieder in absurden Diologen, die sich bestandig an der Grenze zu peinlichem Schweigen bewegten. Der Mann hinter dem Mischpult reicherte das Stück an mit einer Klangkulisse schrulliger Pop-Töne, die die Schauspieltruppe befremdlich abrupt zu verspielten Tanzenlagen animierten, in denen allerdings kein einziger Augenblick scheinbar unfreiwilliger Komik dem choreographischen Zufall überlassen wurde. Mit allerlei Geräuschen unterstrich der »technische Leiter« den Slapstick-Charakter des Stücks, außerdem übernahm er, als pathetisch theatralische Stimme aus dem Off, die Rolle des gestrenge, rechtshaffenen Vaters des Jungarztes, der einem Amokläufer zum Opfer fiel: »Was ist los, Vater?« — »Ich bin erschossen worden.«
Fast ohne Requisiten und ohne pathetische Anstrengung vermochte »Elevator Repair Service« die Grenzen des Bühnenraums zu sprengen. Die Protagonisten fielen immer wieder gleichsam aus dem Stück heraus, um nuschelnd, flüsternd und tollpatschig gestikulierend in Orientierungslosigkeit zu verharren, und sie zeichneten sich dabei durch großartige schauspielerische Leistung aus, die den Anschein von äußerster Leichtfüßigkeit erweckte. Zwar wurde so die Bühne als Ort der Illusion enzaubert, gleichzeitig bescherte »Cab Legs« dem Publikum ein unverkrampftes und lustvolles, kommunikatives und schlichtweg magisches Theatererlebnis.
Vor allem durchbrachen die Akteure mit kleinen, beinahe unmerklich, jedoch perfekt sitzenden Gesten das im »Szene«-Programm äußerst stark vertretene Pathos der schönen Körper, die in der Darstellung akrobatischer Anstrengung letztlich doch nur auf sich selbst verweisen.